Einmal mehr wage ich den Weg in verschiedene Stores, die angesagte Fashionlabels und die bekloppte Lakritzschokolade ihr Eigen nennen. Lakritzschokolade steht dabei einfach für vollkommen unnütze Dinge, die Man(n) oder Frau einfach mal so mitnehmen. Fulminante Bildbände, sinnfreie Pflegemittel die noch schöner machen, betörende Raumdüfte, ja sogar kitschige Handyschalen oder einfach nur ausgefallene Frühlingsdekoration.
Damit ich auch wirklich etwas davon „mal so mitnehme“, wird mir selbstverständlich der Gruß aus der Küche geboten. Ein Kaffee aus nachhaltigem oder Prosecco aus biologischem Anbau nebst der kleinen Lakritzschokokugel – ein probates Mittel um mich zum König (Queen) zu machen, denn ich bin jetzt wirklich etwas Besonderes und mein Gegenüber hat meine Bescheidenheit zur Kenntnis genommen – ein wenig wie Aschenputtel und es funktioniert tatsächlich.
Den Anfang nehme ich in der wunderschönen Stadt Freiburg. Im Untergeschoss des bekannten Bekleidungshauses Kaiser ist die junge Modewelt #MissUnderground entstanden – erinnert mich ein wenig an Sandra Bullock. Meine Begleitung kann sich hier rechter Hand, durch die verschiedensten Mode- und Markenwelten vorarbeiten, um schließlich am Ende in der Sneaker- und Schuhfläche zu landen. Links befinden sich die verschiedensten PopUp- oder Flohmarktflächen mit angesagten und neuen Klamotten, optimierenden Accessoires oder trendigen Aktivsportklamotten (die trägt man auf dem Weg zum Fitnessstudio).
Mich faszinieren die digitalen Details, wie Bildschirme die um die Ecke verlaufen oder der Schuhspiegel auf Augenhöhe. Mit der Freundinnenkabine kann ich leider nichts anfangen und marschiere daher zielstrebig auf das einladende Bistro, mit seinen Auslagen von den unterschiedlichsten Cupcakes aber auch gesunden Smoothies und Energie spendenden Salaten, zu. Kraftnahrung für die Fahrt nach Mannheim in #TheBox von Engelhorn.
The Box entstand im alten Trendhaus auf halber Fläche, und begeistert mich natürlich bereits im Eingangsbereich – Aktivsportmode in zwei Boxen von Adidas und Nike, die dazugehörigen Sneaker (Altdeutsch Turnschuhe) und ein einladender Schuhputzstuhl nebst Sockenwand (nicht #Happysocks). Dazwischen eine kleine PopUp – Fläche mit „machen die das Alle so?“ angesagten Neuheiten, die „man mal so mit nimmt“.
Von da aus geht Man(n) in den Untergrund, und Frau ins erste Obergeschoss. Hier kann man sich von den neuesten Trends und Labels begeistern lassen. Das ganze gespickt mit den kleinen Gadjets aus Geschenkideen und Accessoires, die passig und stilvoll in die sorgsam zusammengestellte Warenpräsentation eingebaut werden.
Im zweiten Obergeschoss erhält man dann den letzten Schliff. Hier erobert der Kunde diese kuratierten Bedürfnisartikel in der Prämiumversion. Den Schuh aus der Herrenfläche für schlappe 150€ kann man markenaffin für ein Vielfaches erwerben. Die Handyschale erhält ihren PEP mit Swarovskisteinen und die Pflege – na klar von Aesop.
Ich flüchte mal schnell ins Haupthaus, entspanne in der Champagnerbar und mache mich auf das Schlimmste gefasst. Hätte ich mich vorher richtig schlau gemacht, wäre ich über Instagram und the box gefallen. Online wäre so bereits ein kleines Ensemble samt Preis zusammengestellt worden. Der Schock wäre nicht so schlimm gewesen – aber was tut man nicht alles, um Frau glücklich zu machen.
Meinen letzten Besuch widme ich Arnsberg – Neheim im Sauerland, um die neuen Räume des traditionsreichen Händlers GL Die Mode zu besuchen. Was mich begeistert hat – natürlich die Schaufenster und getrennten Eingange für Männlein und Weiblein. Der Raum und die Gestaltungselemente waren der zweite Kick. Endlich mal ein Laden ohne Ladenbau. Hier waren ein Innenarchitekt und Schreiner am Gange, die einfach nur Atmosphäre schaffen wollten. Und ganz ehrlich? – das ist wirklich perfekt gelungen.
Ladenbau im klassischen Sinne gibt es nicht. Die Möbel erinnern an begehbaren Kleiderschränken oder einfach nur Treffpunkten. Nichts ist dem Zufall überlassen. Blickachsen, der Wechsel von Spannung und Entspannung, die Interpretation des Mikrostandortes bei der Auswahl der Materialien oder die Bereiche der Mitarbeiter und Kundenflächen. Alles bis auf das Detail durchdacht.
Auch bei GL Die Mode gibt es natürlich Lakritzeschoko – man kann das Rad ja nicht zwei oder mehrfach erfinden. Während ich fachsimpelte hatte meine Begleitung kurzweilige Unterhaltung. Der Laden ist tatsächlich Treffpunkt und der Kaffee ist heiß (kostet nichts). Nebenbei wurden ein paar italienische Stiefel, ein wallendes Kleid und Gadgets für die Kids eingekauft. Auf der Aussenterasse gibt es einen Kühlschrank mit Getränken für „umme“ und ich kann rauchen. Nebenbei erklärt mir noch Papa Leesberg, dass wir für die nächste Porschechallenge eingeladen sind, um mal richtig Gas zu geben. Ich muss mich nur frühzeitig anmelden, da seine 5.000 Freunde auf Facebook und via WhatsApp schon anfragen. Ich fühle mich in meiner Bescheidenheit geehrt und ein wenig wie Aschenputtel.
Das Glaubensbekenntnis und Credo dieser kleinen Geschichte ist eigentlich sehr einfach. Alle drei Unternehmen – von 380 bis 2400m² – haben das Wichtigste erkannt. Der Kunde steht im Mittelpunkt und erhält das, was er sucht. Nicht nur seine Sortimentsbedürfnisse sondern vielmehr Streicheleinhalten, Liebesbekundungen und Wertschätzung.
Bei aller Liebe zu IOT, AI, AR, Chatboots, Automatisierung oder banale, digitale Nachrichten. Ich glaube doch, dass der stationäre Einzelhandel gewinnt, wenn er nur die einfachsten Regeln berücksichtigt, und dem Kunden das gibt was er will.
Leichtigkeit – Unbekümmertheit – Wohlfüllen – Kurzweiligkeit – Entspannung oder einfach nur Verstanden fühlen. Verstanden fühlen ist eine Kunst aus der Dramaturgie und basiert auf den Lernmustern unserer Kunden – Mc Donald gäbe es nicht, wenn er englisches Frühstück anbieten würde.
Noch mehr tolle Beispiele gibt es im aktuellen Storebook des Ladenbauverbandes | Bestelllink
Liebe Grüsse Daniel Schnödt