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Ladenbau der Zukunft: Grenzen des Denkens sprengen

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An drei Tagen jeweils kompakte vier Stunden Seminar zum Thema Ladenbau haben gezeigt, dass der stationäre Verkauf mitnichten ein Auslaufmodell ist. Im Gegenteil: Was der Deutsche Ladenbauverband (dLv) unter dem Titel „Inszenieren – Verführen – Mehr verkaufen“ von Dienstag bis Donnerstag (27.04.-29.042021) angeboten und was Referent Daniel Schnödt präsentiert hat, zeigte eher, dass der stationäre Handel vor einem Neuaufbruch steht.

Dabei vermittelten die 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, überwiegend aus Firmen, die sich mit der Konzeption, Planung und Umsetzung von Ladeneinrichtungen beschäftigen, in den Gruppenarbeiten auch, wie hoch die Leistungsfähigkeit des deutschen und internationalen Ladenbaus ist. Innerhalb weniger Stunden kreierten sie in Gruppenarbeiten komplette Lösungen vom Geschäftsmodell bis hin zu Einrichtungsvorschlägen in 3D-Darstellungen.

Auch Einzelhändler hätten an dem Seminar teilnehmen können, so Marina Lopez vom dlv, allerdings hatte sich keiner auf die Veranstaltung verirrt. Schade, da hätte viel Input kommen können. Denn auch das hat das Seminar gezeigt: Es geht zunehmend darum, die Barrieren zwischen den jeweiligen Kundinnen und Kunden abzubauen.

So forderte Schnödt, Trendforscher sowie Gründer des Netzwerkes TeamScio, die Ladenbauer zunächst auf, sich ein Geschäftsmodell für ein stationäres Einzelhandelsunternehmen auszudenken. Damit stiegen die Teilnehmenden in die Schuhe einer Unternehmerin bzw. eines Unternehmers, vulgo ihrer Kundschaft.

In seinen einleitenden Vorträgen machte Schnödt deutlich, dass man heute kaum mehr einen Laden bauen könne, ohne nicht vorher auch die Kundinnen und Kunden einzubeziehen: „Co-Creation“ nennt er das. Dazu hat er eine Liste von Adjektiven entwickelt, mit denen Kundinnen und Kunden beschreiben, was das zukünftige Ladengeschäft aus ihrer Sicht ausmachen soll.

Schnödt zeigte zu Beginn des Seminars an vielen Beispielen die aktuellen Trends in der Ladenplanung und Sortimentsdramaturgie auf. Zusammengefasst lauten diese:

  • Die Zukunft des Einzelhandels liegt in Erlebnis und Experience. „Wir müssen unsere Kundinnen und Kunden dauerhaft erkennbar, für sie relevant und unkopierbar positiv überraschen“, so seine Faustformel.
  • Enge Zielgruppendefinierung.
  • Weniger Ware aufwändiger präsentiert. Dabei muss die Zielgruppe mit zweiwöchentlich wechselnden Angeboten überrascht werden.
  • Eine Zielgruppendefinierung, die auch über die klassischen Einzelhandelsbereiche hinausgeht und neue Lösungen bzw. Angebote vermittelt.
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der Schlüssel, um eine Zielgruppe ausführlich bedienen und beraten zu können. Gerade in Anzahl und Knowhow muss investiert werden.

Was das bedeutet, zeigten die erwähnten Gruppenarbeiten. Drei Gruppen definierten Warenbereiche, die sie in einen Laden zusammenbringen und zu denen sie Erlebniswelten kreieren sollten. Dabei entstanden hochprofessionelle Geschäftsmodelle, die durchaus eine Chance am Markt hätten, so Schnödt.

Gruppe eins brachte Essen und Trinken (Kochen), Do It Yourself und Living zusammen. Sie kreierte einen Laden, indem man von Samen über Küchenutensilien, Gartengeräte und -pflanzen, sowie Kochgeschirr alles einkaufen kann. In der Umsetzung entstanden zusätzliche Flächen für Kochkurse und andere Erlebnisräume. Mit kleinen Änderungen hätte daraus auch ein moderner Kochbuchladen werden können.

Gruppe zwei nahm Abenteuer, Essen und Trinken, sowie Büro und Berufstechnik unter ein Dach. Sie kreierte einen Laden für die Zielgruppe der 15- bis 25-Jährigen, die Orientierung für den Berufseinstieg suchen. Um ein Zentrum mit einem Pumptrack, einer Bahn für Skater oder Biker, werden Turnschuhe, Rollerskates und Bikes, hippe Kleidung, aber auch Berufskleidung verkauft. Gleichzeitig findet man dort Beratungsangebote und Firmenpräsentationen, die Wege in die Lebensgestaltung weisen. Dazu gibt es eine Bar, in der man sich treffen kann.

Gruppe drei kreierte ein Geschäftsmodell unter dem Label „Moderne Arbeitswelten“ mit den Bereichen Mobilität, Büro und Essen und Trinken. „Bleasure“ lautet hier das Stichwort, eine Kombination aus Pleasure und Business. Neben Fahrradverkauf und einer Fahrradwerkstatt finden sich der Verkauf von Büromöbeln und PBS, aber auch Workspaces und in der Mitte eine Bar für schnelle Snacks, die auch außer Haus angeboten werden.

Drei Beispiele, wie Läden entstehen, die über die Branchengrenzen hinaus denken und Erlebniswelten schaffen. Ähnliches gibt es schon. Vielfach derzeit als Showrooms für Marken wie Webergrill, Nike (Laufschuhe) oder Samsung (Spiele). Läden auf 500 Quadratmeter Fläche als neuer Trendgröße, die zwischen 1 und 3 Mio. Euro Umsatz machen müssen.

Das Seminar zeigte, dass für die Zukunft des stationären Verkaufs die bisherigen Grenzen des Denkens gesprengt werden müssen. Sei es bei Planungsabläufen: Ladenbauer müssen in die Geschäftsmodelle der Einzelhändler eintauchen, Einzelhändler müssen Kundinnen und Kunden mitplanen lassen. Sei es bei der Zusammenstellung der Sortimente: Mit neuen Kombinationen entstehen neue Erlebniswelten, die die Bürgerinnen und Bürger immer wieder in die Stadt ziehen.

Wer Laden immer wieder neu denkt, kann auch in Zukunft Geschäfte in der Innenstadt machen.

Mehr über die Seminare des dlv erfahren Sie hier: Deutscher Ladenbauverband

LANGENDORFS DIENST 30. April 2021 | HG Matthias Köffler